Was versteht man unter dem Perfetti Konzept?

Kognitiv-therapeutische Übungen nach Professor Perfetti

Professor Perfetti geht davon aus, dass eine Rehabilitation nichts anderes ist, als ein Lernprozess unter pathologischen (krankhaften) Bedingungen. Bewegungsfähigkeit wird nur dann zur Zufriedenheit wiederhergestellt, wenn sie in einem Zusammenhang mit kognitiven (geistigen) Prozessen gesehen werden. Die kognitiven Prozesse, die bei einer Bewegung im Gehirn ablaufen, sind für die Wiederherstellung der Bewegungsfähigkeit von entscheidender Bedeutung. Je besser es gelingt, die kognitiven Fähigkeiten wiederherzustellen, desto besser ist auch die Bewegungsfähigkeit und die Bewegungskontrolle.

Übungen mit geschlossenen Augen unterstützen den Lerneffekt.

Diese Erkenntnis wird in die Rehabilitationsübungen mit eingebaut, indem versucht wird, das Bewusstsein aktiv die Kontrolle über die körperlichen Feedback-Mechanismen ausüben zu lassen. Die Betroffenen führen die meisten Übungen mit geschlossenen Augen aus. So werden der Tastsinn und die Tiefenwahrnehmung angeregt, die bei der Organisation von Bewegungen eine sehr wichtige Rolle spielen.

Betroffene müssen Veränderungen mit den Sinnen wahrnehmen.

Bei den Übungen mit geschlossenen Augen nimmt der Therapeut z.B. Verlagerungen des Körpers vor. Der Betroffene muss dann mit geschlossenen Augen wahrnehmen, was der Therapeut getan hat.

Oder der Betroffene muss die Eigenschaften von Materialien oder Figuren erkennen.

Hintergrund

Das kognitiv therapeutische Konzept nach Professor Perfetti ist ein neurophysiologisches Verfahren und wurde für Patienten mit Zustand nach Apoplex entwickelt. Der italienische Professor Calo Perfetti, Facharzt für Neurologie und Leiter eines Rehabilitationszentrums in Italien, war mit den Ergebnissen der bisherigen Behandlungsmethoden nicht zufrieden. Seiner Ansicht nach wurde in der Therapie zu wenig Wert auf die aktive Aufmerksamkeit des Patienten und das Ziel der Bewegung gelegt. Anfang der siebziger Jahre begann er mit der Entwicklung seines Konzeptes, das sich nach wie vor noch in der Weiterentwicklung befindet.
Wissenschaftliche Erkenntnisse und moderne bildgebende Verfahren sind die Grundlage für sein Konzept, welches sich an der physiologischen Funktionsweise des Gehirns und den diversen Möglichkeiten der Reorganisation orientiert.